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Tron: Evolution soll die Storylücke zwischen Urfilm und neuester Kinoadaption - Tron: Legacy - schließen. Dabei geht jedoch so einiges schief. Unausgegoren, unfair und überflüssig - drei Worte mit denen sich das Spiel vortrefflich beschreiben lässt.
In der vergangenen PC Games-Ausgabe berichteten wir Ihnen bereits anhand einer fertigen UK-Xbox-360-Version von unseren Eindrücken zu Tron: Evolution. Dummerweise haben sich unsere Befürchtungen bezüglich der Steuerung und des Schwierigkeitsgrades auch für die USK-PC-Version bewahrheitet. Storytechnisch schlägt der Titel eine Brücke zwischen dem Original-Kinofilm aus dem Jahre 1982 sowie dem neuesten Streifen, der am 27. Januar in den hiesigen Lichtspielhäusern angelaufen ist. Ohne jemals einen dieser Filme gesehen zu haben, werden Sie in Tron: Evolution wahrscheinlich nur Bahnhof verstehen. Wir empfehlen Ihnen, sich erst beide Filme anzuschauen, da die Story auch für Kenner des Urfilms oftmals konfus und verwirrend ist. Wirklich gut eingefangen wird hingegen der Tron-typische Stil. Die düstere Cyber-Welt wird von Schwarz- und Neon-Tönen dominiert. Die meisten Gegenden und Personen leuchten blau oder grün, von Viren befallene hingegen rot oder gelb. Das sorgt für mächtig viel Atmosphäre, selbst in Momenten, in denen man der Story nicht ganz folgen kann.
Quelle: DisneyMitunter sehen Kämpfe wunderbar akrobatisch aus, meist hämmern Sie jedoch nur stumpf auf die Maustasten.Das Spielgeschehen orientiert sich hingegen größtenteils am letzten Teil der Prince of Persia-Reihe. In der Rolle des Programms Anon sollen Sie für Frieden in der Welt von Tron sorgen, indem Sie einen Virus stoppen. Da Viren meist äußerst aggressiv vorgehen, kommt es in regelmäßigen Abständen zu Kämpfen. Als Waffe dient Ihnen wie im Film ein Diskus, den Sie den feindlichen Programmen entgegenschleudern oder vor den Kopf donnern. Zudem können Sie feindliche Wurfgeschosse abblocken sowie einen verheerenden Spezialangriff zünden – genug angesammelte Energie vorausgesetzt. In der Theorie ergeben sich dadurch schön choreografierte, abwechslungsreiche Gefechte. In der Praxis jedoch wiederholen Sie einfach immer wieder denselben Angriff, bis der Gegner hinüber ist. Nur selten ist eine spezielle Taktik vonnöten.
Zwischendurch stecken Sie durch Stufenaufstiege verdiente Punkte an speziellen Terminals in Upgrades – für den Spielverlauf notwendig ist keines davon. Immerhin finden Sie im Laufe des Spiels vier verschiedene Frisbee-Scheiben mit speziellen Effekten, sodass ein Gefühl von Weiterentwicklung bleibt.
Quelle: DisneyDie erste Lichtrenner-Passage lernen wir nach und nach auswendig, da rechtzeitiges Ausweichen zunächst Glückssache ist.Ebenfalls beim persischen Prinzen abgeguckt sind zahlreiche Kletter- und Sprungeinlagen. Auch hier scheitert die Praxis trotz guter Theorie. Aufgrund der ungenauen Steuerung macht Ihr Alter Ego nämlich oftmals nicht das, was es eigentlich soll. Sprünge enden regelmäßig in Abgründen, der Charakter läuft Wände hoch, an denen er entlanglaufen soll, und auch bei den Parkour-Sprints rennen Sie oft genug einfach nur an Objekten vorbei statt darüber. Zudem sind manche Passagen von vornherein so designt, dass Sie erst nach einem unfreiwilligen Tod Ihrer Spielfigur sehen, wo es eigentlich weitergeht. "Trial and Error" als Designentscheidung? Ganz schlechte Idee, liebe Entwickler. Fairerweise setzt das Spiel alle zwei Minuten einen Rücksetzpunkt. Dass man jeden zweiten davon mehrmals nutzt, ist jedoch sicher nicht Sinn der Sache. Vielleicht haben die Macher des Spiels ja selbst gemerkt, dass sie es beim Schwierigkeitsgrad oder Leveldesign hier und da verbockt haben. Kleiner Grund zum Aufatmen: Anders als in der UK-Konsolenversion lassen sich Zwischensequenzen per Mausklick abbrechen. In unserer Anspiel-Session im letzten Monat war es noch so, dass Sie eine Sequenz unter Umständen zehnmal über sich ergehen lassen mussten – nämlich dann, wenn Ihr Alter Ego kurz nach der Sequenz das Zeitliche segnete, der Rücksetzpunkt aber davor lag.
Quelle: DisneyIm Mehrspielerbereich gibt es vier Modi, neun Mitstreiter und viel Langeweile. Spannung kommt selten auf, trotz Lichtrennern und Panzern.Für Auflockerung sorgen Fahrzeugpassagen. Dann schwingen Sie sich auf einen Lichtrenner (eine Art Motorrad) oder in einen Panzer. Auch hier wieder: gute Idee, schlechte Umsetzung. In den Lichtrenner-Szenen müssen Sie die Strecke auswendig lernen, da es oft unmöglich ist, spontan auftauchenden Hindernissen auszuweichen. Im Panzer hingegen wehrt sich die KI – anders als in normalen Kämpfen – kaum. Zu guter Letzt warten noch vier Mehrspieler-Modi darauf, nicht von Ihnen gespielt zu werden. Die Duelle wirken nämlich aufgesetzt und langweilen schnell. Hinzu kommen technische Probleme, so dass auch der Stil nichts mehr rettet.
Bildergalerie
Wertung zu Tron: Evolution (PC)
Wertung:
6/10
Pro & Contra
Toll eingefangene AtmosphäreGuter Soundtrack
Recht eintöniger SpielverlaufUpgrade-System mit spielerisch kaum spürbaren AuswirkungenSchlecht umgesetzte SteuerungViele Stellen sind nur durch Trial and Error zu überwinden.Stark schwankende KITechnische Unzulänglichkeiten
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